Gospelchor Rheinfelden in Concert
Von: Hans Berger (Fricktal24.ch)
Die Reformierte Kirche Rheinfelden war voll, als vergangenen Dienstagabend der Gospelchor Rheinfelden unter der Leitung von Christoph B. Hermann den innenarchitektonisch und temperaturmässig etwas unterkühlten Raum betrat, mit dem afrikanisch Song „Ukuthula“ die Herzen der Zuhörer erwärmte und gleichzeitig zu einer Zeitreise des Gospels vom 18. bis zum 20. Jahrhundert einlud.
Das Repertoire vom Gospelchor Rheinfelden ist vielseitig und weckt alle möglichen Emotionen der Konzertbesucher. Vom Freudigen, Enthusiastischen, dann herabfallend ins Melancholische wird das Auditorium wieder postwendend in den siebten Himmel „katapultiert“.
Bekannt unbekannt
Die hervorragenden Arrangements lassen alte Gospels wie „Down by the Riverside“ wieder in einem neuen Kleid erscheinen und vermeintlich weltliche Hitparadentitel wie „Turn your radio on“, „Put your Hand in the Hand“ oder Harry Belafontes leichtfüssig daherkommender „Banana Boat Song“ outen sich durch die ausführlichen Informationen von Christoph B. Hermann plötzlich als Gospels.
Vollblutmusiker
Fantastisch der Chorleiter Christoph B. Hermann. Er versteht es, die Sängerinnen und Sänger mitzureissen und zu stimmlichen Hochleistungen zu führen. Mit strahlenden Augen, die seine Freude an der Musik widerspiegeln und mit vollem Körpereinsatz navigiert er seine Sängerinnen und Sänger durch alle Gefühlswelten der Gospels.
Seine positive Ausstrahlung, die vermutlich nicht so leicht zu erschüttern ist, überträgt er auf das Ensemble und aufs Publikum. Wenn er dann, nebst dem Dirigieren auch noch in die Klaviertasten greift, so ist er in seinem Temperament kaum noch zu stoppen. Ein Vollblutmusiker par excellence, der in Basel und Karlsruhe Schulmusik und Dirigieren studierte, seit bald vierzig Jahren am Gymnasium am Münsterplatz Basel unterrichtet und zudem mehrere Chöre und Orchester leitet.
Authentisch
Auffallend am Stil vom Gospelchor Rheinfelden ist, dass er zu seinen Gesangsmöglichkeiten steht und nicht versucht, aus weissen Stimmen schwarze Stimmen zu machen. Dass die Gospels trotzdem Gospels bleiben, ist dem präzisen, punktgenauen Gesang der Sängerinnen und Sänger zuzuschreiben. Was aber letztlich ohne einen penibel daran arbeitenden Trainer kaum möglich ist.
Der legendäre, grossartige schwarze Basler Musiker und 1992 Gründer des Chores, 2003 verstorbene Chester Gill schaut gewiss mit grosser Freude auf Chor und Leiter hinunter. Besonders begeistern wird ihn, dass der Chor auch weniger bekannte Gospels im Repertoire hat und sich an moderne Stücke wie die bereits erwähnten „Turn your radio on“ oder „Put your Hand in the Hand“ wagt, welche obendrein durch ein aufgepepptes Chorarrangement nicht einfach zu interpretieren sind, damit sie so ertönen wie sie der Gospelchor Rheinfelden ertönen lässt.
Die Sängerinnen und Sänger jedenfalls vermochten mit Mehrstimmigkeit, Präzision und cooler Bewegung Stimmung und Wärme zu verbreiten. Die intensiven Songs elektrisierten, der Groove aus Lebensbejahung, Energie, Gotteslob und Humor begeisterte.
Gab sich das Publikum während des Konzertes, wider dem Usus, äusserst gesittet, quittierte es die Leistung vom Gospelchor Rheinfelden und dessen Leiter Christoph B. Hermann mit einem frenetischen, Zugabe fordernden Schlussapplaus.
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