2009 Rheinfelden - Gospelchor

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Presse

Bericht aus ww.fricktal24.ch
Rheinfelden - Donnerstag, 30. Oktober 2009

Gospelchor Rheinfelden in concert


Von: Hans Berger
Wie üblich, wenn ein Gospelkonzert angesagt ist, war die reformierte Kirche in Rheinfelden am vergangenen Dienstag bis auf den letzten Platz besetzt. Obwohl, ein Klavier, fünf „Bongos“ und weitere Perkussions-

instrumente im noch leeren Chorraum liessen erahnen, dass der Gospelchor Rheinfelden, rhythmisch und bei zwei Liedern gesanglich unterstützt von SchülerInnen des Gym. am Münsterplatz Basel, für musikalische Überraschungen sorgen wird.

In schwarz gekleidet, die Frauen mit roten, in unterschiedlichster Art gebundenen Foulards, die Männer mit roten Krawatten betraten die Sängerinnen und Sänger um 20.00 Uhr die Kirche. Den Dirigenten Christoph B. Hermann begrüsste das Publikum mit einem warmen Applaus.  

Zurück zu den Wurzeln
Das erste Lied „Anatupenda“ bestätigte die Vorahnungen, die vermeintlichen „Bongos“ waren denn auch keine „Bongos“, sondern Buschtrommeln und die Melodie stammte nicht wie bei Gospels üblich aus Amerika, sondern aus Afrika. Ein einnehmender Auftakt. Vor dem geistigen Auge taten sich Bilder auf von der heissen Sonne, der trockenen Luft, der kargen Wüstenlandschaft, Miriam Makeba und von fröhlichen, zu der rhythmischen Musik tanzenden Menschen.

Der Funke zwischen Chor und Publikum war ab dem ersten Takt gesprungen. Es gab kaum einen Fuss in der Kirche, der still zu verharren vermochte.   Als Hommage an die Urheber der modernen Musik gedacht, so Christoph B. Hermann, ohne die es weder Gospels, Jazz, Swing, Dixi noch Blues oder Rock gäbe, folgten vier weitere Lieder vom schwarzen Kontinent.  Eines schöner und packender wie das andere. Freudig folgte das Publikum der Aufforderung des Dirigenten mitzusingen, im Takt zu klatschen oder gar bei einem Lied eine Art von afrikanischem Jodel zu imitieren, allerdings durften dies nur die Frauen tun.          

Mitreissende Songs

Aussergewöhnlich dann aber auch die Interpretation der Gospels. Sind bei den Gospelchören die Kopfstimmlagen der Frauen eher die Ausnahme, da zu wenig emotional, beim Gospelchor Rheinfelden ist beides nicht der Fall. Das Erstaunliche dabei ist, die Gospels verlieren nichts von ihrer Intensität. Die deutliche, rhythmische Aussprache ist ein weiteres Merkmal des Chores und trägt wesentlich zu dessen Sound bei.Es fetzte richtig, als der Chor mit „Christmas gift“ zu den amerikanischen Gospels wechselte. Christoph B. Hermann war mit dem Publikum sichtlich zufrieden, das in der Folge kräftig und begeisternd beim „Nobody knows“ mitsang.


Grundsätzlich ist dem Dirigenten ein besonderes Kränzlein zu winden. Rein äusserlich eher ein ruhiger, fast schon introvertiert wirkender Mann, führt er den Chor aber durch die Kompositionen, reisst er die Sängerinnen und Sängern dirigierend wie auch tanzend rhythmisch mit.

Die Seele berührt

Zu den Highlights gehörte „Oh de blin’ man“. Ein musikalisch sehr anspruchsvoller Gospel in Dur und Moll, der trotz seines Schwierigkeitsgrades, wie die übrigen Beiträge auch, von den meisten Sängerinnen und Sängern auswendig gesungen wurde. Nicht minder qualitativ hochstehend das von einem tiefen Glauben erfüllte und vom Chor auch so gesungene, die Seele berührende Lied „You are the light“. Beide Gospels lösten, nachdem sie verklungen waren beim Publikum vor dessen frenetischem Applaus einige Sekunden lang ein betroffenes Schweigen aus.

Den krönenden und sympathischen Abschluss machte der Chor mit der mindestens sechsstimmig gesungenen Wegempfehlung „God be with you“ (Gott sei mit dir) Ein Gospel, der im ersten Moment sehr europäisch tönt, in dem dann aber doch der Blues spürbar ist.      

Das Publikum aber war noch nicht bereit zu gehen. Es forderte vom Gospelchor Rheinfelden noch zwei Zugaben, bevor es ihn nach dem 1½-stündigen nonstop Konzert entliess.     

Der Gospelchor Rheinfelden
Im Oktober 1992 fand unter der Leitung des bekannten Jazzkomponisten und Chorleiters Chester Gill die erste Probe statt. Nach dem Tod von Chester Gill im Jahre 2003 übernahm Christoph B. Herrmann die Leitung. Er hat eine klassische Ausbildung als Schulmusiker und Dirigent absolviert. Als "überzeugter Generalist", wie er sich selbst bezeichnet, ist er mit allen Musikstilen vertraut. Der Chor zählt heute mehr als 40 engagierte, musikbegeisterte Aktive aus der ganzen Nordwestschweiz. Sie kommen aus verschiedensten Berufen und gehören unterschiedlichen Konfessionen an. Denn wenn auch der Chor unter dem Dach der evang.-reform. Kirche Rheinfelden/CH firmiert, so ist er doch ökumenisch ausgerichtet.    

Der Dirigent Christoph B. Herrmann kennt und pflegt den enormen Schatz an grossartigen a-cappella Sätzen traditioneller Spirituals, die Chester Gill hinterlassen hat. Er hat das Repertoire des Ensembles aber auch stark erweitert, z.T. mit eigenen Arrangements. Dieses reicht heute von den ältesten überlieferten Spirituals bis zu neueren Titeln aus der Gospeltradition. Oft finden auch afrikanische Gesänge Aufnahme in die Konzerte und Gottesdienste. Der vier- bis fünfstimmige Chorgesang, die sorgfältig interpretierenden Stimmen stehen dabei stets im Zentrum.    

Der Gospelchor Rheinfelden probt jeden Dienstag um 20 Uhr in der reformierten Kirche in Rheinfelden.        

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